Abstract
Icke verengt die Perspektive der umfassend anthropologisch und politisch angelegten Orestie auf das traumatisierte Innenleben eines aufgrund der komplexen Familienverhältnisse zum Muttermörder gewordenen jungen Menschen und inszeniert die Ereignisse als Familien-, Psycho- und Gerichtstragödie. In einer modernen, den Bedingungen des Globalismus unterworfenen Ästhetik schafft er Classics for all. Ickes Neufassung wird damit Ausdruck einer konsumorientierten und an neue Medien- und Sehgewohnheiten angepassten Generation, für die es in der westlichen Welt längst üblich geworden ist, ihre vermeintlich widrige Existenz mit auf das eigene Ich und auf persönliche Familienbeziehungen verengten Psychotherapien aufzuhellen. Icke Adaption greift dabei auf einen losen Konsens globalen Ausmaßes zurück, dass trotz des weitgehenden Verlusts der Rückbindung an klassische humanistische Bildung die alten Griechen heute mehr oder minder die Wurzel und der Kitt unseres kulturellen Daseins ausmachen.
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